1. Historie

Barmbek im Mittelalter – Ein Bauerndorf abseits in Grenz- und Randlage zwischen Hamburg und Holstein

Wenig Sicheres war von den Volksstämmen bekannt, die sich den Acker und die Weide erst in den Wald roden mussten. Jahrtausende später als in südlichen Gefilden, wo kein Eis das Leben vertrieben und zurückgehalten hatte, wissen wir von dem Volk der Sachsen, deren Stamm der Stormarn hier sesshaft wurde. Unweit östlich, jenseits der Bille, wohnten bereits slawische Stämme. Südlich von uns war das wenig gangbare feuchte Elbe-Urstromtal, an dessen Rand, durch die Hammaburg auf dem Geestsporn (bei der späteren Petri-Kirche) und die Neue Burg in der Alsterniederung geschützt, eine wichtige Straße verlief.

Die Barmbeker Gegend lag abseits. Das junge kirchliche Zentrum Ansgars in Hamburg wurde nach einem Überfall der in die Elbe eingedrungenen Dänen 845 nach Bremen verlegt. Wir wissen, dass ganz Nordelbien, später sogar die nordischen Länder, zum Spren­gel Bremen-Hamburq gehörte; wir wissen aber von kirchlichem Leben in unserem Raume nichts, wie wir auch keine Nachricht von Mensch und Siedlung nordöstlich von Hamburg lesen. Erst 1271 wird der Name des Dorfes Barmbek, das schon länger bestanden haben muss, als Bernebeke in einer Urkunde erwähnt. Das Bauerndorf bekam den Namen des Baches, der nahe an seinen Höfen vorbeifloss und später Osterbek genannt wurde.

Die Bauernhöfe lagen in der Runde um einen Platz gebaut südlich des Tales. Das Gelände des heutigen Nord-Barmbek war Wald mit vielen Eichen; hier traf man Herden von Schweinen, aber auch Rinder an, die in das herrenlose Revier getrieben wurden. Herr über Bauern, Höfe und Eigentumsland war seit der Mitte des 14. Jahrhunderts das Hamburger Heiligen-Geist-­Hospital, das den Grafen von Holstein 1355 alle noch verbliebenen Rechte abkaufte. Das Hospital lag nahe der noch so genannten Heiligengeistbrücke unweit des Rödingsmarktes; sein Name steckt noch in dem einige Jahrzehnte später gekauften Heiligengeistfeld vor dem Millerntor. Die Verwaltung des Hospitals wurde den Armenpflegern der vier Hauptkirchen übergeben, von jeder Kirche drei. Die zwölf sogenannten Oberalten, die allein durch die Oberaltenallee reiten und fahren durften, haben ihr Amt bis 1859 ausgeübt.

Erst später, im 14. und 15. Jahrhundert, wurde das Land nördlich des Osterbeks zwischen den elf Hufen verteilt. Damals kamen auch Flurnamen in den Urkunden vor, die etwas anders geschrieben, in Straßennamen festgehalten sind: Diellau (Tieloh), Lämmersiede (Lämmersieth), Hasselloh (Hartzloh), Langenfeld oder Langen Föhr (d. h. lange Furche, jetzt Langenforth), Ohl Wöhr (Alte Wöhr). Dennoch heißt es noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts, dass "ein großer Teil unbebautes und bisher schlecht gebrauchtes Land wüste liegt." Es ist der Boden Nord-Barmbeks, gegen die Hellbrooker, Steilshooper und Alsterdorfer Grenze, der also immer noch schlecht genutzt war. Beiderseits der großen Landstraßen nach Fuhlsbüttel und Bergstedt, die durch hohe Knicks eingefasst wurden, teilte man auf obrigkeitlichen Befehl die Gemeinweide auf, so dass die Kühe nunmehr auf Eigentumsflächen weideten.

 

Die Bebauung Nord-Barmbeks – Erst im 20. Jahrhundert, teils wild, teils planmäßig

Es änderte sich wenig, als die Hansestadt 1830 die Hoheitsrechte über die Barmbeker Feldmark übernahm. Nur die Hälfte der Fläche war Ackerland. Das meiste Bauernland kaufte 1898 der Staat auf. Nord-Barmbeker Flur war noch um die Jahrhundertwende rein ländlich. Die wirtschaftliche Nutzung änderte sich durch die sich nähernde Großstadt zunächst nur dadurch, dass auf dem neu angelegten Hofe Heinrich Dreckmanns die Milcherzeugung im Vordergrund stand, dass gärtnerische Betriebe angelegt wurden und dass die Grundbesitzer den sandigen Boden teils 4, teils bis 8 m abgruben und verkauften. Das hatte eine weitgehende Einebnung des künftigen Baugrundes zur Folge.

Man darf nicht vergessen, dass noch bis 1888 Nord- und Süd-Barmbek durch eine Zollgrenze getrennt waren. Vom "Zoll", wo Fuhlsbütteler und Bramfelder Straße an der Osterbekbrücke auseinandergingen, führte zunächst eine Omnibuslinie bis zum Schweinemarkt (jetzt Lange Mühren), dann kam die Pferdebahn bis zum Rathausmarkt und seit 1895 die "Elektrische" der "Straßeneisenbahngesellschaft in Hamburg". Im selben Jahr wurde auch die Fuhlsbütteler Straße bis Ohlsdorf durch die Straßenbahn erschlossen. Erst jetzt war die Vorbedingung für eine Bebauung und Besiedlung geschaffen. Für Nord-Barmbek war entscheidend, dass seit 1906 die früher sogenannte „Vorortsbahn", die älteste elektrische Eisenbahn in Deutschland, ihren Bahnhof Barmbek nördlich des Osterbeks anlegte. An diesem Bahnhof der Kgl. Preußischen Staatseisenbahn lehnte sich 1912 die Ringlinie der Hamburger Hochbahn an. 1916 fuhren die ersten Züge der Walddörferbahn mit der Haltestelle Habichtstraße, so dass wir beneidenswert günstig durch das Schnellbahnnetz erschlossen sind.

Von hier gesehen war kein Hindernis mehr für eine planmäßige bauliche Erschließung des Nord-Barmbeker Bodens. Das geschah unter tatkräftiger Mitwirkung Schuhmachers vor allem in den zwanziger Jahren. Damals wurde der nördliche Teil unseres Stadtviertels mit dem Mittelpunkt des Habichtplatzes in gleichmäßigen Backsteinhausreihen bebaut. Der Stil dieses Ortsteils blieb bei Wiederherstellung nach dem Kriege im Ganzen erhalten.

Der südliche Teil etwa zwischen Hellbrookstraße und Osterbektal war inzwischen wild gewachsen und zeigt noch heute das Durcheinander zwischen gewerblichen und Wohnbauten in verschiedener Stockwerkhöhe. Es sei aber nicht verkannt, dass unsere Planungsdienststellen bei der Bebauung der Lücken darauf geachtet haben, dass das Siedlungsbild auch hier noch verbessert werden konnte, wie die Neubauten in der Starstraße und der Schwalbenstraße zeigen. Einheitlich geplant und bebaut wurde auch die sogenannte Hochbahnschleife westlich der Fuhlsbütteler Straße. Eine Einzelhausbebauung mit Villenstraßen fehlt bei uns. Die Bevölkerung in Nord-Barmbek gehört vorwiegend zur mittleren Einkommensschicht, das sogenannte Großbürgertum bevorzugt andere Stadtteile. Weiterhin bekannt ist jedoch der Südteil der Fuhlsbütteler Straße als Einkaufsbezirk, der sich neben dem neuen Großeinkaufszentrum an der Hamburger Straße in Süd-Barmbek behaupten wird.