Das Krippenbild

Eine Gruppe der Gemeinde hat in den Jahren 1987 und 1989 unter der Leitung von Reinhold Bill, Heidi Grunwaldt und Margit Hell die ersten Figuren in diesem Bild hergestellt. Sie hat damit ein Krippenbild besonderer Art gestaltet, so wie man es sich herkömmlicherweise gar nicht vorstellt. Denn zuerst fehlten noch u.a. Maria und Josef, und auch heute kann man sich fragen, was z.B. der Reiche Jüngling oder der Priester in diesem Bild zu suchen haben.

Von der Idee, ein Krippenbild zu erstellen, bis zu dem, was nun dasteht, war es ein langer Weg nicht nur der handwerklichen Arbeit. Lang und abwechslungsreich war für die Gruppe auch das Nachdenken, Planen, Verändern, Entscheiden.

Dabei ist dies als Absicht und Ziel entstanden: Die Krippe ist ein Symbol für Jesus Christus. Für den erwachsenen Jesus von Nazareth, der von Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit nicht nur sprach, sondern diese auch konsequent lebte. Welche Folgen das hatte, ist in den Evangelien anschaulich berichtet; ebenso, wie er Menschen in Liebe begegnet, und wie sie darauf reagieren.

Solche Menschen sind in das Krippenbild gestellt, so dass es eher eine biblische Bühne geworden ist, die den Betrachter anregen möchte. Denn man sieht, dass alle Personen recht unterschiedlich zur Krippe – zu Christus – stehen; nah und fern, erwartungsvoll und zögernd, herzueilend und auch sich abwendend.

Die Überlegung, wie jede Figur zu stehen habe, führt bald zu der Frage: Wie und wo würde ich selbst in diesem Bild stehen, mit welchen Erwartungen und Empfindungen, Fragen und Gedanken?

Bei der Gestaltung der Figuren und ihrer Zuordnung zur Krippe wurde also versucht, sich in sie hineinzuversetzen:

Der blinde Bartimäus, nahe der Krippe, mit dem Ruf: Herr erbarme dich! Höre auf meine Not!

Er wird von einem Kind zur Krippe geführt: ein Kind, das auch selbst freudig zu Jesus kommt, weil es bei ihm freundlich und herzlich aufgenommen wird.

Auch der Hirte eilt herzu; die Engelsbotschaft macht ihm Mut und Hoffnung: Christus, ein Heiland der Armen, Mühseligen und Beladenen.

Der Oberzöllner Zachäus steht noch in Distanz zu Jesus. Es ist die Situation, wo er erst beschließt, auch Jesus sehen zu wollen; die Begegnung hat noch nicht stattgefunden.

Der Priester jedoch bleibt in seiner weiten Distanz. Er hat auf die Einhaltung der schon immer geltenden Frömmigkeit zu achten und beäugt deshalb alles, was um, mit und durch Jesus geschieht, sehr argwöhnisch.

Der reiche Jüngling ist Jesus schon begegnet und wendet sich wieder ab. Was Jesus von ihm gefordert hat, war einfach zu viel verlangt: Geh hin, verkaufe alles, was du hast, schenke es den Armen, dann wirst du das Leben finden, wonach du dich sehnst.

Maria Magdalena steht auch weit entfernt, aber ihr ist ein direkter Weg zur Krippe verlegt. Sie gehört zu den Frauen im Umkreis Jesu, die bis zuletzt ihm nahe geblieben waren, und die nach seinem Tod die ersten waren mit der frohen Botschaft: Christus lebt; sein Tod ist nicht endgültig!

Maria sitzt bei der Krippe, blass und erschöpft. Ihre Gedanken kreisen darum: wie komme ich wieder zu Kräften, und wie werden wir, so einfache kleine Leute, das alles überstehen und schaffen?

Josef kommt mit Brot und Wasser. Er wird alle Hände voll zu tun haben, damit die Familie gut versorgt ist, dass sie alles Weitere glücklich überstehen und dass aus dem Kind was werden kann …

Noch viele Figuren sind für diese Krippenbild denkbar, einschließlich unserer eigenen Person. Und zu dieser persönlichen Nachdenklichkeit möchte das Krippenbild letztendlich anregen.

1996 sind noch vier Figuren hinzugekommen:

Pilatus – mit ihm wird nun ganz deutlich auf die Leidensgeschichte des Krippenbildes hingewiesen.

Ruth ist eine Ahnfrau Jesu und gehört erstaunlicherweise nicht zum Volk Israel.

Der Prophet erinnert uns an die alten Glaubens- und Hoffnungstraditionen, in denen auch Jesus und ihm folgend der christliche Glaube wurzelt.

Die kanaanäische Frau fordert Jesus energisch und demütig zugleich heraus, sich auch der sogenannten heidnischen Welt zuzuwenden.

Krippenbild